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Peter Paul Rubens – Polderlandstrasse mit Kuhherde

(1577—1640)
Holz, 71×103 cm

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Zu den erstaunlichsten Künstlereigenschaftcn des Rubens gehört dessen Vielseitigkeit. Er beherrscht alle Gebiete malerischer Tätigkeit, ohne daß in irgend einem Minderwertigkeit zutage träte. Abgesehen von seiner epochemachenden, führenden Meisterschaft im Mythologischen, im Kirchenbild, in der Gcschichtsdarstellung und im Bildnis finden wir ihn auch in dem freilich weniger gepflegten Genre auf gleicher Höhe. Ebenso im Tierstück und zwar nicht minder in Pferde- und Jagddarstcllungcn, wie im Herdenstück und bis zum Federvieh herab (man denke an die Enten auf der Landschaft mit dem Regenbogen oder an Pfau und Truthühner im Spaziergang). Sogar das Stilleben, Blumen und Früchte weiß er zu meistern, wie die Ranken auf dem Brueghel-Rubensschen Blumenkranz oder die Früchte am Früchtekranz beweisen. Eine ganz besondere Neigung aber widmete er der Landschaft, welche er doch in seiner früheren Periode noch stilistisch-dekorativ auffaßte oder auf Hintergründe beschränkte und im letzteren Fall meist seinen Gehilfen überließ. Seit er aber selbst Landwirt geworden, schon durch die Erwerbung des Hofes von Ursselc (1627) und namentlich seit dem Ankauf des großen Schloßgutes Steen (1635), verließ er die bunte stilisierende Art seiner vlämischen Vorgänger und Zeitgenossen, und wandte sich ganz dem Naturstudium zu. Man kann sich einen Naturausschnitt kaum schlichter und wahrer, unmittelbarer und frischer denken, als er sich in unserem Bilde ausspricht, welches einen feuchten Poldergrund mit einer Baumgruppe an einem Graben darstellt Und diese einem Ruysdael und Hobbema nicht nachstehende Landschaft verbindet sich mit einer Viehherde, welche an momentanster Lebendigkeit und Mannigfaltigkeit einen Potter nicht bloß erreicht, sondern überbietet, noch weiter gehoben durch melkendes Gesinde. Das unmittelbare Naturstudium wird aber um so augenfälliger, wenn man unser Bild mit der Phantasielandschaft mit dem Regenbogen derselben Galerie vergleicht, deren Stafftierung in Gespann und Hornvieh geradezu mangelhaft und proportional verfehlt erscheint, wie auch der Regenbogen in der Farbenfolge falsch ist — Das Bild wurde 1698 durch Kurfürst Max Emanuel von dem Händler Gisbert van Ceulen gekauft.

Text und Bild aus: Album der Alten Pinakothek zu München, fünfzig Farbendrucke, mit begleitenden Texten und einer historischen Einleitung. Author,Alte Pinakothek (Munich, Germany); Reber, Franz von.


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