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Channel: PETER PAUL RUBENS 1577-1640 – Kunstmuseum Hamburg
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Peter Paul Rubens – Bildnis des Künstlers und seiner ersten Frau

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(1577—1640)
Leinwand auf Holz, 174X132 cm

Durchmustert man die Arbeiten des Rubens aus seiner Lehrzeit, wie aus seinem mehr als achtjährigen Aufenthalt in Italien, so kann man sich, so vielversprechend auch manches ist. doch des Eindruckes nicht erwehren, daß seine höhere künstlerische Bedeutung erst mit dem Augenblick beginnt, in welchem ihn der Tod seiner Mutter in die Heimat zurückrief, 1608. Man erinnert sich unwillkürlich des Riesen Antaeos, des Sohnes der Gaca, unüberwindlich, wenn er auf dem mütterlichen Boden stand. In Italien beengt durch Kopierarbeit und die Eindrücke der ihn umgebenden Kunst, konnte Rubens seiner überreichen Individualität erst Raum geben, als er sowohl der lähmenden Schulcindrücke des Italianisten Otho van Veen, wie der Fessel der italienischen Meister enthoben war. Schon die ersten größeren Werke nach seiner Rückkehr, die Anbetung der drei Magier (Madrid), das Ildefonsowundcr (Wien), die Kreuzaufrichtung und die Kreuzabnahme (Antwerpen), sämtlich zwischen 1609 und 1611 entstanden, zählen zu dem Besten, was der Künstler überhaupt geschaffen. Häusliches Glück scheint dazu beigetragen zu haben: am 13. Oktober 1609 hatte er sich mit Isabella Brant, der Tochter des Gelehrten Jan Brant, dessen Rubenssches Bildnis in der Pinakothek Nr. 799 M. Rooses nachgewiesen, vermählt. Das Glück dieser Ehe, durch das sympathisch liebe Gesicht Isabellcns auf unserem Bilde ausgesprochen, wird nach deren frühem Tode von Rubens selbst ln einem Briefe an Peiresc vom 15. Juli 1626 mit den Worten bestätigt:

»In der Tat, ich habe eine ausgezeichnete Gattin verloren, man durfte, ja man mußte sie mit Grund lieb haben, denn sie hatte keinen der Mängel ihres Geschlechts, nichts als Güte und Zartgefühl. Ihre Tugenden machten, daß sie jedermann während ihres Lebens liebte, jedermann nach ihrem Tod beweinte.«

Das Bild scheint aus der Zeit der Brautschaft Rubens‘ zu stammen, denn der Künstler trägt die ihm im Sommer 1609 verliehene Ehrenkette noch nicht, und es ist hochinteressant als das frühest erhaltene Bildnis des Meisters, in der Vollkraft und Schönheit des Mannes in seinem 32. Lebensjahre. Die Ausführung des Werkes ist von großer Sorgfalt, stellenweise sogar von einer gewissen Schärfe der Zeichnung, aber entzückend durch die vornehme Ungebundenheit der Stellung, wie durch die Kraft der Farbe. Es ist zu vermuten, daß es oben etwas beschnitten wurde und daß ursprünglich noch der ganze Hut des Mannes und etwas mehr von der Gciäblattlaubc sichtbar war. — Aus der Düsseldorfer Galerie.

Text und Bild aus: Album der Alten Pinakothek zu München, fünfzig Farbendrucke, mit begleitenden Texten und einer historischen Einleitung. Author,Alte Pinakothek (Munich, Germany); Reber, Franz von.


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